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Hamburger Abendblatt vom 24.04.2002

Der Arzt, dem die Stars vertrauen

Prof. Bernd Kabelka ist Hamburgs bekanntester Sportmediziner. Er betreut die Tennis-Elite.

Von Caroline Deuss

Er kennt die Knie von Boris Becker, die Waden von Steffi Graf und den Rücken von Ivan Lendl. Andre Agassi schwört auf ihn, und Goran Ivanisevic vertraut seinem Rat. Turnierarzt Prof. Bernd Kabelka - ab 30. April ist er wieder täglich am Rothenbaum im Einsatz. Hausbesuch bei Hamburgs bekanntestem Sportmediziner in Blankenese. Der smarte Doktor braust rasant im kleinen Fiat heran. Nur ein Leihwagen - der neue Porsche des Orthopäden wird morgen ausgeliefert. Für die 15 Minuten Verspätung entschuldigt sich der 44-Jährige mit einem charmanten Lächeln: "Ich wurde im OP aufgehalten."

Außer in seiner Praxis in Eppendorf arbeitet der Arzt im Tabea-Krankenhaus in Blankenese. "Deshalb lebe ich auch seit 1995 hier draußen in den Elbvororten. Früher hatte ich eine Wohnung in Eimsbüttel und bin mehrmals am Tag hin- und hergefahren." Das war für Kabelka natürlich Spaß - denn Sportwagen und Autofahren sind seine Passion. Er hatte sogar mal einen roten Ferrari - doch meistens fährt er Porsche.

Seit 1989 betreut Kabelka die Tennisstars am Rothenbaum. Seit 1995 ist er auch jedes Jahr beim Kreml Cup in Moskau dabei. Er behandelte: Martina Navratilova, Michael Stich, John McEnroe. "Ivan Lendl hat mir als Sportler am meisten imponiert, weil er eine eiserne Disziplin hat."

 

Kabelka baute mit seinen Kollegen auf der Hamburger Tennisanlage ein weltweit führendes medizinisches Zentrum auf - 1998 wurde er von der ATP-Tour sogar als "Turnierarzt des Jahres" ausgezeichnet. "Das Vertrauen zwischen Doktor und Spitzensportler muss stimmen. Sie müssen auf den Rat des Mediziners hören. Diese Männer und Frauen verdienen mit ihren Körpern Geld und stehen unter einem enormen Leistungsdruck. Es ist schwierig, denn als Arzt muss man sie oft bremsen."

Überzeugungskraft - die hat Kabelka. "Selbstbewusstsein ist sicher einer meiner Haupteigenschaften. Und ich bin sehr gewissenhaft", sagt der Sportmediziner. Doch er ist auch Genießer und beschreibt sich als "lebenslustig". Kabelka bekommt viele Einladungen, geht aber selten auf Partys: "Wenn ich morgens um 7 Uhr im OP stehen muss, kann ich nicht die Nächte durchmachen. Ab und zu macht das Feiern aber Spaß." Genau wie Wochenendreisen nach Mecklenburg-Vorpommern und Zigarren in Maßen.

Seine 120 Quadratmeter große Blankeneser Wohnung ist mit Designermöbeln eingerichtet. Kabelka lebt alleine, ist aber in festen Händen. "Meine Freundin Katja wohnt nur fünf Minuten entfernt von hier." Kabelka würde gern umziehen: "Eigentlich bin ich jetzt in dem Alter für Elbblick." Demnächst will er sich umschauen. Doch erst mal steht das Turnier am Rothenbaum an - und ein weiterer Karriereschritt.

Prof. Kabelka arbeitet mit an der Umwandlung des Tabea-Krankenhauses in eine orthopädische Spezialklinik. "Wir werden uns dann unter anderem um Patienten mit Sportverletzungen kümmern. Und die haben bei uns das, was ich suche - einen herrlichen, unverbaubaren Elbblick!"